4 Tage, 7 Waschlappen

Ein Leben ohne Dusche und Wanne

Aber mit Waschbecken. Ein Selbstversuch. Teil 4 (von 5).

Teil 1Teil 2Teil 3

An den vergangenen vier Tagen habe ich 7 Waschlappen und 8 mal 3 Liter Wasser verbraucht, um meinen Astralkörper zu reinigen. Da ich nach dem Waldbaden niemals frisch und sauber war (ich muss eben immer was anfassen, und wenn es ein stinkendes Mäusehaus ist), musste ich pro Tag 2 rituelle Ganzkörper-Waschungen am Becken vornehmen.

So sieht das aus … 7 gebrauchte Waschlappen fristen ihr trauriges Dasein auf der ausgeschalteten Heizung. Hübsch, was?

Hier meine Bilanz:

  1. 24 Liter Wasser für Körperpflege sind immer noch etliche Liter mehr, als eine Frau mit demselben Reinlichkeitsbedürfnis wie ich es habe, in einigen Gebieten Afrikas zur Verfügung stehen. Also brauche ich nicht zu jammern.
  2. Aber 24 Liter sind wenig im Vergleich zu dem, was in der westlichen Welt in den Ausguss geht. Mangels verlässlicher Datenlage gebe ich hier mal meinen eigenen geschätzten durchschnittlichen Verbrauch aus der Zeit vor meinem Selbstversuch an: 340 Liter. Was das an Bierkästen ist …
  3. Das Waschen am Waschbecken geht bei mir deutlich schneller als Duschen oder Baden. Ich gewinne also Zeit. Dank einiger Waldspaziergänge gingen die aber dann doch für Entspannungsübungen drauf. Und zum Wald musste ich ja auch irgendwie hinkommen … Au-au-au-to … L Außerdem habe ich an diesen Tagen 1 Liter mehr Wasser getrunken.
  4. Das Waschen am Waschbecken macht gelenkig. Wer sich sonst nicht bewegt, kriegt einen Muskelkater vom Waschhandschuh zum Rücken bringen und vom Füße ins Becken stecken. Ich hoffe, das war jetzt verständlich;) Für eine Hüftprotesen-Trägerin wie mich ist das mit den Füßen ins Waschbecken schon eine kleine Leistung. Aber es geht. Ich wollte sie auch nicht ins Klo stellen.
  5. Man benötigt viele Waschlappen. Einen für’s Gesicht, einen für oben, einen für unten und eventuell noch einen für die Füße. Ich habe das nicht vom ersten Tag an so ganz durchschaut. 😀 Dazu lasse ich mich hier aber nicht aus. Mich hat es auch irritiert.
  6. Meine Haut juckt und schuppt leider immer noch. Vielleicht hab ich ja gar keine Hyper-Austrocknung infolge meiner Badesucht, sondern die Krätze und muss mal zum Arzt. Auf gar keinen Fall hat das Jucken etwas mit Punkt 5 zu tun!
  7. Buch ist fertig. JIPPPEEEEEE.

Mein geliebter Mann ist übrigens auch wieder vom brasilianischen Regenwald-Fußballplatz zurück, auf dem es täglich kräftig von oben schüttete. Ich sage nur: Regenwald-Dusche. Und bin noch nachträglich neidisch.

„Ist diese Wascherei eine Form von Selbstbestrafung?“, fragt er mich, als ich ihm erkläre, wie er ab sofort für seine Reinheit sorgen kann und dabei Unmengen von Wasser und Zeit spart.

Zu so viel liebevoller Ignoranz schweige ich selbstverständlich und trage meine Waschlappen zur Waschmaschine. Denn da gehören sie nach 4 Tagen hin. Macht 65 Liter Wasser im Kochwaschprogramm. Plus Strom. Davon hätte ich zweimal duschen können. Aber ich ja nicht bloß die gelben Waschhandschuhe hineingeworfen, sondern auch noch jede Menge Handtücher. Und ein Paar Stutzen. Versehentlich natürlich. Hat jemand von euch ein 3-jähriges Kind, das Fußball spielt?

Mein Fazit, bevor ich gleich das Badefastenbrechen mache: Ich will mich nicht täglich nach Omas Art reinigen. Aber für jeden zweiten Tag ist das durchaus eine Alternative. Morgens Waschbecken statt Dusche, am Nachmittag dann ein herrliches Denkerbad. Und Duschen nur noch nach dem Sport. Ob ich dann allerdings jemals unter die Dusche komme?

Mit sauberen Grüßen,

Eure Maja Keaton

P.S.: Ihr dürft mir gern in den Kommentaren verraten, wie ihr das handhabt. Bestimmt kann ich von euch lernen.

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Leben ohne Dusche und Wanne treibt Autorin in Wahnsinn

Ein Leben ohne Dusche und Wanne

Aber mit Waschbecken. Ein Selbstversuch. Teil 3.

Teil 1Teil 2

Drei Tage ohne Dusche – und vor allem ohne die GELIEBTE Wanne – treiben Maja Keaton in den Wahnsinn. Nachdem sich die Autorin 2 ½ Tage lang mehr oder weniger erfolgreich mit Waldbaden über Wasser hielt, badet sie nun in ihren eigenen Büchern. Und schreibt außerdem über sich in der dritten Person. Aber nur bis hier.

Ich gebe zu, dass bei meinem trockenen Wannenbad auch einige meiner Lieblingszeitschriften mit am Start waren. Allesamt Magazine mit wunderschönen Fotos von herrlichen Häusern und Gärten. Das Wannen-Foto entstand nur, um mal was anderes zu zeigen als die grün- und braunlastigen Waldaufnahmen, mit denen ich heute Vormittag meine paar, aber dafür umso tolleren Follower auf Instagram bombardiert habe. Das war kein Auswuchs des Badeentzugs, bzw. der Rückkehr zu Großmutters Methoden einer gründlichen, aber wassersparenden Körperreinigung. So etwas wie eine Badesucht gibt es doch gar nicht. Da widerspreche ich vehement Frau Prof. Dr. Dr. Not Addicted to a Bath Tub Full of Hot Water.

Nicht nur ich bin wahnsinnig. Hey, es ist schon ein Wahnsinn, ein Schild an einen Baum zu nageln. Noch wahnsinniger ist es nur noch, ein Schild in den Baum einwachsen zu lassen. Wer hat sich denn das ausgedacht?

Das Leben ohne Dusche und Wanne bringt jedenfalls Zeitreserven an die Oberfläche, von der ich nie geglaubt hätte, über sie zu verfügen. Was natürlich perfekt ist für die Endphase eines Romans. Denn da muss man geradezu in Zeit schwimmen. Man braucht Zeit, um sich den eigenen Roman so ungefähr 350 Mal durchzulesen. Und das in aller Ruhe und konzentriert. Um möglichst auch den letzten Fehler rauszufischen und drei- bis zehntausend Wörter zu versenken, bei denen man als Leserin einschlafen würde.

Manchmal muss man auch noch schnell ein paar Sätze hinzufügen. In „Des Schicksals mieser Zeitplan der Liebe“ haben Julie und ich nachträglich eine weitere Perspektive eingebaut, weil wir fanden, dass wir über den guten Paul Darlow (ein Prachtkerl, nur um das mal zu erwähnen), einfach noch viel mehr wissen wollten. Diese sechs oder sieben Kapitel müssen natürlich ebenfalls gründlich durchgewischt werden, um im Thema zu bleiben.

Ich kann euch sagen: Ich liebe dieses Buch, ich könnte es noch zehnmal durchlesen, mindestens. Ich glaube sogar, dass es der beste Roman ist, den Julie und ich je fabriziert haben. Aber ich bin froh, wenn ich wieder mit Wasser in der Wanne liegen darf.


Beim Waldbaden kommt man auf Ideen, z.B. Holunderblüten zu pflücken. Hier liegt er schon im Topf. Daraus wurde Holundermilch.

Bis dahin halte ich mich weiterhin mit dem 3-Liter-Waschbecken und gelben Waschhandschuhen rein. Für die Entspannung beehre ich vorübergehend den Wald mit meiner Anwesenheit und poste grün-braune Fotos auf Instagram. Denn eins muss ich schon auch zugeben: In so einem Wald entdeckt man ja wirklich hinter jedem Baum irgendwas. Schleimige Schnecken, die Baumstämme hochklettern, fliehende Mäuse, schimmlige Bäume, unglaublich hässliche und auch unglaublich giftige Pilze, Blümchen.

Manchmal hört man auch Leuten zu.

Zum Beispiel dem Raucher im Walde, der seiner Dackelin beim Gassigang erzählt, dass er es leid ist, immer allein zu Mittag zu essen. Dass er endlich einen Ersatz für das Frauchen will, es aber keine Frau gibt, die seiner geliebten XY das Wasser reichen kann. Oder dem Paar, das vorgibt, sich zum Joggen zu verabreden. Aber was kriecht da in meine Liebesgeschichten-erprobten Ohren? Ich schweige stille. Nur so viel: Die Nummernschilder auf den Autos der beiden – unterschiedliche Städte. Und auf beiden Rückbänken Kindersitze. Wo-hoo.

Für solche Einsichten wasch ich mich doch gern mal ein paar Tage am Waschbecken. Ich kann ja dann immer noch durchdrehen.

Mit sauberen Grüßen,

Eure Maja Keaton

***

Haufenweise Fotos von meinem heutigen Waldbaden auf Instagram. Ihr findet mich unter MajaKeaton.

Mehr zum neuen Roman

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Waldbaden statt Schaumbad

Wald

Ein Leben ohne Dusche und Wanne

Aber mit Waschbecken. Ein Selbstversuch. Teil 2.

Teil 1Teil 3)

Ich habe noch keine 24 Stunden ohne Dusch- und Badeorgie überstanden, da steh ich schon im Wald. Das kann kein Zufall sein. Zumal ich kürzlich erst einen Artikel über diesen „neuen“ Trend des Waldbadens gelesen habe. Will ich jetzt allen Ernstes waldbaden? Will ich in die grüne Pracht eintauchen, den erdigen Duft in all meine Poren eindringen lassen? Reinigt mich das?

Das ist ein Wald. Hier kann man Waldbaden. Aber wird man davon auch sauber?

Mein Blick schweift über das üppige Grün. Es stimmt: Man sieht wirklich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Überall Blätter, Gras, Büsche. Hellgrün, mittelgrün, dunkelgrün, grasgrün, gelbgrün … 50 Shades of Green. Aber ist das ganze Gestrüpp so sexy wie ein Wannenbad bei 42 Grad, in dem die Schaumbläschen mit einem Duft von tausendundeiner Nacht zerplatzen?

Ja, verdammt, meine nachmittäglichen Denker-Bäder fehlen mir. Man könnte es auch Entzug nennen. Es wäre also wirklich schön, wenn ich einen adäquaten Ersatz für meine etwas aus dem Ruder gelaufene Badeleidenschaft fände. Werde ich den hier finden, zwischen Grünzeug, in dem auch noch allerlei Käfervieh kreucht und fleucht? Und guckt euch das an: Schnecken schleimen sich einen Baumstamm hoch.

Lauter Schnecken kletter den Baum hoch. Gut, dass ich schneller bin als die.

Ja, ich gebe es zu, in der Endphase eines Romans bin ich möglicherweise wirklich etwas unerträglich. Da gehe ich mir sogar selber auf die Nerven. Dabei bin ich frisch gewaschen. Ehrlich, ich dufte genauso gut wie dieser Wald. Vermutlich sogar besser, denn nicht jeder Hundebesitzer, der hier seinen Waldi ausführt, trägt ihm den Köttel hinterher. Dabei habe ich zur vollständigen Reinigung gerade mal 3 Liter Wasser verbraucht. Mehr passt in mein Waschbecken nicht hinein. Ich habe abgemessen. Das ist deutlich weniger als in die Körperform-Spar-Wanne reingeht. 80 Liter sind es. Leider musste ich das Wasser eine Weile laufenlassen, bevor endlich das ersehnte heiße Wasser kam. Das muss ich aber auch, wenn ich duschen will, wobei man zwischen 30 und 40 Liter in den Ausguss laufen lässt. Damit erbraucht das Duschen unter unserer Dusche sicher eher die 40 Liter. Selbst wenn ich mich beeile und zum Einschäumen das Wasser abstelle. Das Problem ist die geizige Vermieterin.

Das Haus, in dem mein Roman-Endphasen-geschundener Mann und ich wohnen, ist so ein 70er-Jahre-Bau, an dem die Vermieterin nur dringend notwendige Reparaturen vornehmen lässt. Also wenn einem das Dach auf den Kopf fällt, die Heizung im tiefsten Winter wirklich gar nicht mehr geht oder die Versicherung die Hausratversicherung kündigen will, weil sich wild gewordene Fremde auf ein Lagerfeuerchen in unserem Wohnzimmer treffen, weil sich erstens die Haustür nicht mehr schließen lässt und zweitens die Heizung nicht geht.

Ihr merkt, mein Unterbewusstsein sucht gerade mit aller Macht Argumente für ein schönes, heißes, verschwenderisches und die Haut austrocknendes Wannenbad. Aber nicht mit mir.

Inzwischen bin ich so 50 Meter über den Waldweg gegangen. Langsam und achtsam. Und was entdeckt mein aufmerksames Auge? Guckt euch das an: Ein Pilz …


Dieses Ungetüm von einem Pilz wächst aus einem abgesägten Baumstamm.

Früher, vor meinem Ich-wasch-mich-nur-noch-wie-Oma-Versuch hätte ich gedacht: Gut, dass dieser Kaventsmann nicht zwischen meinen Zehen wächst. Doch heute, zu Anfang meines ersten Waldbads, denke ich nur: Wow! Wenn ich noch keinen Mann hätte, würde ich mich glatt in diesen Pilz verlieben. Aber ich küss ihn trotzdem nicht. Und ich umarme auch keine Bäume. Das tun die schon selber. Zum Beweis hab ich auch davon ein Foto gemacht.

Das sieht die Liebesroman-Autorin doch gern: Diese beiden Bäume sind zusammen aufgewachsen und alt geworden.

Mit sauberen Grüßen,

Eure Maja Keaton

***

Wenn ihr noch nicht genug habt von der Waschkolumne, dann geht’s hier weiter:

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