Lieber das Biest geküsst als gar keinen Prinzen

Lass dich besser nicht dabei erwischen, wie du die Erbtante deines Bosses in die böse Cruella de Vil verwandelst. Jedenfalls nicht, wenn die bereits tot in ihrem Ebenholzsarg liegt 🖤

Mein neuer Roman sollte eine bitterböse Mafia-Romanze werden, mit verschlagenen Hauptdarstellern, übel zugerichteten Leichen und ganz viel schmutzigem Sex. Okay. Es gibt viel schmutzigen Sex. 🤤 Auch die Hauptdarsteller sind keine sanften Lämmer. 🐑🐏Aber die übel zugerichteten Leichen wollte ich mir nicht mal vorstellen 🙈 Kurz: Aus der fiesen Mafia-Romanze wurde eine romantische Komödie mit einer großen Portion Liebe und Humor. Aber die Mafia spielt schon eine große Rolle, so wie die Leichen und der schmutzige Sex 😬

Kurzbeschreibung

Holly Hickinbottom hätte sich besser nicht dabei erwischen lassen, wie sie die Erbtante ihres Chefs mit Theaterschminke in eine Disney-Figur verwandelt. Jedenfalls nicht, als diese bereits mausetot in einem Ebenholzsarg mit Wildseidenfutter liegt. Und schon gar nicht, wenn den Boss alle nur das Biest nennen.

Und der Chef? Der braucht kurzfristig eine Frau. Eine, die dermaßen in der Klemme steckt, dass sie keine Fragen stellt. Eine, die er nachher schneller wieder los wird, als der Verbrennungsofen im Hinterhof des altehrwürdigen Familienunternehmens Betriebstemperatur erreicht.

Eine nicht ganz ernst gemeinte Mafia-Romanze mit eindeutigen Szenen.

Impressionen zum Roman

Hollys Zuhause

In einem dieser schnuckeligen Reihenhäuser lebt Holly mit ihrer Mom und ihrem kleinen Neffen. Abgesehen davon, dass das Häuschen ein bisschen baufällig ist, wohnt gleich nebenan ein unangenehmer Nachbar.

Und hier lebt das Biest.

Rechter Flügel, linker Flügel, Haupthaus – das gefällt dem Biest. Und es wohnt niemand nebenan.

Eingang zu Hollys Arbeitsplatz

Ein Traum von einer Tür

Hinter dieser Tür arbeitet Holly. Das sieht idyllisch aus, ist es aber nicht

Ein Biest namens Alexander

Das Biest, wie es leibt und lebt. Nach außen ein Gentleman und hinter der noblen Fassade lauern Abgründe.

Das ist Holly

Holly wirkt wie eine Frau, die kein Wässerchen trüben kann. Sie ist auch wirklich superlieb, doch es gibt auch Dinge zwischen Himmel und Erde.

Für ihren Traum muss Holly leider über Leichen gehen

Eigentlich wollte Holly Maskenbildnerin an einem der vielen tollen Londoner Musical-Theater werden. Nun ja, sie will es immer noch.

Aber ja, es ist ein Liebesroman <3

Leseprobe 1

Alexander Winthorpe, beziehungsweise Alexander Tomlinson, wie sein richtiger Name lautete, wie er seit dreißig Minuten wusste, befand sich mal wieder in einem WC. Doch dieses Mal war er allein und es war auch nicht seine Blase, die er sich verkühlt hatte, als die Bulgaren meinten, ihn ungestraft in einem Kühltransporter spazieren fahren zu können.

Das Gespräch mit Lord Winthorpe, den er bis vor wenigen Minuten, und die gesamten 33 Jahre davor, für seinen Vater gehalten hatte, setzte ihm mehr zu als alles, was er bis dahin erlebt hatte.

Nicht zu vergessen, dass Lady Winthorpe, also Tante Elizabeth, die Schwester der Frau war, die er bis eben für seine bei der Geburt seines Bruders verstorbene Mutter gehalten hatte, die aber auch nicht seine Mutter war.

Wobei Sebastian Winthorpe, beziehungsweise Sebastian Smith, wie sein ein Jahr jüngerer Bruder eigentlich hieß, auch nicht sein leiblicher Bruder war. Sie beide stammten aus demselben Waisenhaus und waren noch nicht einmal adoptiert worden. Sie waren da rausgekauft worden, wenn er das richtig verstanden hatte, und reisten schon ihr Leben lang mit falschen Papieren durch die Weltgeschichte. Wenn sie sich nicht gerade in Marylebone House aufhielten, was sie zumindest als Kinder eigentlich ständig getan hatten.

„Hast du dich ausgekotzt?“ Sebastian klopfte von außen an die schwere Eichentür des Gäste-WCs, das zum Westflügel von Marylebone House gehörte.

Alexander drückte die Klinke runter und zog die Tür auf.

Er hatte sich nicht übergeben, sondern mit dem Rücken am Türblatt gelehnt und nachgedacht.

Wortlos winkte er den vermeintlichen Bruder zu sich herein und schloss die Tür hinter ihm.

Die Männer sahen sich in die Augen. Sie waren das, was man hartgesottene Kerle nannte. Die beiden Menschen, die sie bis vor einer halben Stunde für ihre Eltern hielten, hatten sie dazu gemacht.

„Und wir beide dachten auch noch, wir hätten eine glückliche Kindheit erlebt.“ Sebastian hockte sich auf den Klodeckel.

Alexander zuckte mit den Schultern. „Haben wir doch.“

„Du meinst, besser auf einem Adelssitz zu Killern ausgebildet, als im Waisenhaus zu verrotten?“ Das war wieder Sebastian. Der Jüngere war ebenso groß und muskulös wie der Ältere. Er war auch genauso geschockt.

Hätten die beiden Alten in der Stunde der Wahrheit, wie sie es nannten, keine stichhaltigen Beweise vorgelegt, hätten die Männer einen Arzt gerufen. Demenz und Wahnsinn konnte man behandeln, damit es nicht schlimmer oder zumindest nicht so schnell schlimmer wurde.

Aber zusätzlich zu dem Notar war der Arzt bei dem Gespräch bereits dabei gewesen und hatte ihnen jede Menge Blutwerte, zwei Vaterschaftstests, Genanalysen, einige amtliche Papiere und Fotos präsentiert, die bewiesen, dass alles, was die Alten in einem vermeintlichen Zustand geistiger Umnachtung, der Wahrheit entsprach.

Das alles war zweifellos so wahr wie das verschissene Testament aus dem 14. Jahrhundert, um das sie seit ihrer Kindheit wussten. Nur, dass sie in der Stunde der Wahrheit eindringlich daran erinnert wurden. Inklusive der Erinnerung daran, dass das Leben in Familien wie der ihrigen anderen Gesetzen folgte als denen einer britischen Durchschnittsfamilie.

Und dass Dad und Tante Elizabeth durchaus mit Nachdruck angehalten worden waren, dafür zu sorgen, dass die Bedingungen, die die Männer für den Antritt des Erbes beizeiten zu erfolgen hatten. Und zwar zackig. Die bisherigen Wächter über Marylebone House und das kleine Unternehmen mit dem niedlichen Namen Last Heaven wurden schließlich nicht jünger.

„Ich habe Mordgedanken“, brummte Sebastian.

Alexander nickte. Die hatte er auch. Aber inzwischen hatte er auch nachgedacht. „Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Aber wir haben noch ein Leben vor uns. Lass uns überlegen, was wir damit anstellen, wenn die Alten nicht mehr sind.“

„Meinst du, wir sollten sie …“ Sebastian machte eine horizontale Bewegung mit der Hand, auf Höhe seines Kehlkopfes.

Alexander seufzte. Sein Brüderchen war immer so schnell dabei.

„Finden wir erstmal einen Weg, das Erbe anzutreten, ohne uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen, oder von jemand anderem entsorgt zu werden.“

Die beiden Männer, die zwar keine leiblichen Brüder waren, jedoch mehr als dreißig Jahre in der Gewissheit gelebt hatten, und sich immer noch wie echte Brüder fühlten, umarmten sich. Sie waren miteinander durch zu viel durchgegangen, als dass Kleinigkeiten wie die wahren Umstände ihrer Herkunft sie aus der Bahn werfen konnten.

„Okay. Ficken wir sie alle“, erklärte der jüngere Bruder.

„Sie alle und dieses verschissene Testament“, ergänzte Alexander.

Die Männer wussten, dass jedem von ihnen in diesem Augenblick der Wortlaut des Testaments in den Ohren klang: Wenn eine Familie zwei Söhne hat, ob leiblich oder angenommen, müssen sie am selben Tag heiraten, um die Nachfolge zu gleichen Teilen anzutreten.

Es sei denn, einer von beiden kann nicht heiraten, weil er tot ist. Dann erbt der überlebende Sohn alles, aber nur sofern er selbst bereits einen Erben vorweisen kann. Zum Beispiel ein Waisenkind.

Und wenn Sebastian und Alexander keine Doppelhochzeit feiern und auch nicht ihren Bruder abmurxen und ein Waisenkind kaufen oder entführen wollten, dann würde das gesamte Erbe an den Angehörigen fallen, der als Nächster in der Erbfolge stand. Lord Pomeroy, das Erzarschloch, hatte bestimmt nichts dagegen, die Auflagen dieses Testaments geradezu streberhaft zu erfüllen.

Immerhin hatten sie ganze drei Monate Zeit bis zu der Doppelhochzeit. In Anbetracht des fortgeschrittenen Alters ihrer Nicht-Eltern war das möglicherweise sogar etwas viel. Sie würden gut auf die beiden achten müssen. Womöglich spechtete da gerade jemand im Hintergrund auf das Vermögen, das sie sich nun wahrlich mit ihrer Seele verdient hatten.

„Die Namen im Aufgebot sind nur Platzhalter“, drang Tante Elizabeths Stimme durch die Klotür. „Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert. Da wollten wir euch nicht auch noch vorschreiben, wen ihr zu heiraten habt.“ Die Überraschungen nahmen kein Ende. Jetzt mussten sie auch noch ihre eigenen Ehefrauen beschaffen.

Leseprobe 2

Holly Hickinbottom würde in die Hölle kommen.

In die Hölle, Hölle, Hölle.

Nein, kein beschissener Schlager. Es war die verfluchte Wahrheit.

Habt ihr schon mal eine Leiche gesehen oder berührt?

Holly hatte. Beides. Gesehen und angefasst.

Vor einem Jahr zum ersten Mal. Seitdem jeden einzelnen Tag. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie die Bilder je wieder aus dem Kopf bekommen sollte.

Ganz zu schweigen von dem Geruch.

Vergangene Nacht hatte sie von einer wächsernen Toten mit Haaren wie Flusen geträumt und dabei diesen ganz speziellen Duft in der Nase gehabt.

Leicht süßlich.

Das Flair der Verwesung.

Ähnlich dem, was man riecht, wenn man die Nase in eine der Kisten steckt, die überall auf dem Friedhof herumstehen. Die großen Holzbehälter, in die man die verwelkten Blumen wirft.

Das Gefühl nicht zu vergessen, das Holly selbst nach einem Jahr im Geschäft immer noch beim Anblick eines frisch verstorbenen Menschen durch den ganzen Körper kroch.

Holly nannte es die kleine Leichenstarre.

Als würde ihr das Blut zur Konsistenz eines Rote-Beete-Smoothies gerinnen und nur noch im Schneckentempo durch die Adern fließen. Bei einer Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt.

Jetzt gerade schnitt sie mit der Schere ein Stück Schaumstoff in der Größe eines Pommesstäbchens zurecht.

Wie ihre Finger dabei zitterten! Wären ihre Knochen aus Blech gewesen, hätte die ganze Holly geklappert wie der kleine Aufziehaffe, den sie sich als Kind von Herzen gewünscht und nie bekommen hatte.

Fertig. Leider nur mit schneiden. Sie legte die Schere weg.

O Mann, es war so verdammt schwer, ein Stück Schaumstoff unter eine Oberlippe zu schieben, wenn es sich dabei um die Oberlippe einer Toten handelte.

Immer wieder verrutschte der Schaumstoffpommes, obwohl Holly reichlich von einem speziellen Klebstoff drauf geschmiert hatte.

Sie würgte. Damit aus dem Würgen nicht mehr wurde, sagte sie einmal mehr zu sich selbst, dass Schaumstoff unter Oberlippen zu schieben, die wegflutschen, bestimmt nicht das schlimmste war, was einem im Leben widerfahren konnte.

„Bleib endlich kleben, du unseliges Stück!“

Ja, Holly sprach neuerdings auch mit Schaumstoff. Wenn man sich allein mit einer Leiche in einem überdimensionierten Kühlschrank aufhielt, der sich Präparierraum nannte, konnte so etwas vorkommen.

„Na endlich“, murmelte sie, als die Partie zwischen Nasenspitze und Mund auf Normalmaß aufgepolstert war. So gefiel ihr die Dame, die laut Radko, dem Fahrer des Leichenwagens, beim Nachmittagstee mit Cones und Schlagsahne friedlich das Zeitliche gesegnet hatte, und Lady Albany hieß, schon besser.

Und überhaupt. Es gab Schlimmeres, als in einem Bestattungsinstitut mit dem feinen Namen Last Heaven zu arbeiten, wenn man an einem Fernkurs für Maskenbildnerinnen teilnahm. Zum Beispiel in den Cotswolds zu versauern, ohne jemals auch nur in die Nähe seines Traumjobs zu kommen.

Hollys Traum war es seit jeher, Maskenbildnerin an einem der vielen Londoner Musical-Theater werden. Doch ein halbes Jahr vor ihrem Schulabschluss war in ihrer Familie das Drama ausgebrochen. Ein schrecklicher Unfall hatte ihre ältere Schwester und deren Ehemann das Leben gekostet. Die beiden hatten ein Baby zurückgelassen. Auf alle Fälle konnte Holly ihre Mum, die das Haus seitdem nur bis zu den Grundstücksgrenzen verlassen konnte, nicht allein mit dem Baby in den Cotswolds hängen lassen, um einer Karriere nachzujagen, aus der am Ende möglicherweise nicht mal etwas wurde.

Nein, alles war gut. Sie liebte den inzwischen zwei Jahre alten Alfie über alles und war es ihrer toten Schwester schuldig, für Alfie und auch für Mum zu sorgen. Vielleicht würden sie alle zusammen nach London ziehen. Eines Tages. Holly wünschte es sich jedenfalls sehr.

Angesichts der schrecklichen Erlebnisse, die ihre Familie bis in die Grundfeste erschüttert hatten, lief sogar alles erstaunlich gut. Ohne die Leichen, die regelmäßig im Last Heaven eintrudelten, hätte Holly ständig jemanden anbetteln müssen, ihr Modell zu stehen. Freiwillig und ohne Bezahlung wollte das nämlich niemand tun.

Na ja, ganz so unverständlich der Schrei nach Entlohnung nicht. Für eine einfache Maske brauchte Holly zwei Stunden. Dann war es aber nur eine einfache Maske wie das Schneewittchen oder einer von den sieben Zwergen. Meist kam Holly auf drei bis fünf Stunden, manchmal sogar mehr.

Das haarige Biest aus dem Disney-Film beispielsweise hatte sie sieben Stunden gekostet und es hatte immer noch nicht ausgesehen wie im Film, sondern wie ein auf dem Rummel vom Regal geschossener Teddy mit Strohfüllung.

Abgesehen davon hatte Holly schon genug mit den horrenden Kursgebühren zu tun. Ganz zu schweigen von dem vielen, teuren Material, das sie zum Üben benötigte.

Nicht zu vergessen, dass sie nicht gerade die beliebteste Frau im Ort war. Mit einer, die den ganzen Tag Leichen anfasste und selbst schon wie eine roch, wollte niemand etwas zu tun haben. Es hätte ja sein können, dass der Tod auf einen überging.

Die Leute vom Land waren abergläubisch und Holly konnte sie sogar ein bisschen verstehen. Immerhin war sie selbst aus der Gegend.

Doch ganz gleich, vor welche Herausforderungen das Leben sie noch stellen würde, Holly tat alles in ihrer Macht stehende für ihren großen Traum. Und wenn sie dafür über Leichen gehen musste, eben auch das. Bei dem Gedanken musste sie sogar fast ein wenig schmunzeln.

Nein, nein und nochmals nein – sie würde ihrem schlechten Gewissen keine Chance geben!

Sie hatte doch keine Wahl. Ihre Mum reagierte auf Schminke mit kirschgroßen Pusteln und Alfie konnte keine fünf Minuten stillsitzen.

Und ihrem einzigen Nachbarn, der liebend gern kostenlos Modell für sie stehen würde, stand ganz was anderes, wenn er sie sah. Wobei kostenlos bedeutete, dass sie ihm einen blasen müsste oder noch schlimmer, seine Freundin werden, und so wild war Holly dann doch nicht hinter einer Karriere her.

Statt professioneller Modelle oder einen notgeilen Nachbarn, der auch ohne Maske aussah wie Pumba, das Wildschwein, verwandelte Holly jetzt eben zur Übung Verblichene in Dumbo, Schneewittchen, Cruella de Vil, Rafiki, James P. Sullivan, Jack Skellington, Elliot, das Schmunzelmonster, Captain Buzz Lightyear und das Biest.

Einmal mehr fiel ihr auf, was für blöde Masken die Lehrer im ersten Studienjahr für sie ausgewählt hatten. Die einzige Schönheit war Schneewittchen – und sie fand Holly unter den gegebenen Umständen fast noch makabrer als den kürbisköpfigen, skelettierten Zombie Jack Skellington. Auf alle Fälle durfte kein Mensch jemals erfahren, was Holly Hickinbottom nach Feierabend im Präparierraum des Last Heaven trieb.

Holly wäre beinahe zu der armen Lady Albany in den Sarg gekippt, die heute Nachmittag friedlich beim Tee entschlafen war, als das Gänseschnattern ertönte, das sie als Klingelton für ihre Mum gewählt hatte.

Es war 22:43 Uhr. Kaltes Neonlicht erhellte den Präparierraum. Wenigstens flackerte das Licht nicht.

„Gott, der Gerechte“, wisperte Holly, obwohl sie mit Göttern nichts mehr am Hut hatte, seit das mit ihrer Schwester passiert war.

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